News

O-Ton: "Chancengleichheit?"

Die­ser O-​Ton von EVP Gemeinderätin Barbara Huizinga erschien am 9. August 2016 im Stadt­an­zei­ger Winterthur.

Eine unserer wichtigsten Ressourcen ist das Bildungssystem. Eine kostenlose, für alle zugängliche und im Vergleich zu privaten Angeboten ebenbürtige Volksschule ist die Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und den Erhalt der Mittelschicht.

Die Schule steht heute vor enormen Herausforderungen. Kinder mit geringen Deutschkenntnissen, deren Eltern mit unserem Bildungssystem kaum vertraut sind, sitzen mit solchen, die schon in der Unterstufe das Gymi anstreben, in derselben Klasse.

Der elterliche Einsatz für ihre Sprösslinge hat einen wachsenden Einfluss auf den schulischen Erfolg. Kinder gebildeter Eltern sind im Gymnasium übervertreten, während es sich in der Sek B umgekehrt verhält.

 

Der heutige Unterricht findet oft nicht frontal statt, viel mehr arbeiten die Schüler im eigenen Tempo individuell, in der Schule sowie zu Hause. Sie haben Wochenziele und müssen diese selbständig anpassen. Dies erfordert ein hohes Mass an Disziplin, Selbstorganisation und Verantwortung. Im Primarschulalter verfügen die meisten dazu noch nicht über die geforderte soziale Reife. Ohne Mutter oder Vater, die Hilfestellung bieten und Motivationsarbeit bei den Aufgaben leisten, wird der Schüler unabhängig von seiner Intelligenz und seinen Fähigkeiten, eher schlechte Noten schreiben und entsprechend eingestuft. Sind Eltern auf „double income“ angewiesen oder haben unzureichende Deutschkenntnisse, können sie ihrem Kind die nötige Unterstützung nicht bieten.

Hängt die Schulleistung von der Verfügbarkeit der Eltern ab, so befinden wir uns auf dem Weg in eine Zweiklassengesellschaft.

 

Ein denkbarer Ansatz zur Problemlösung ist die Tagesschule. Die bestehenden Angebote ausserhalb der Schule sind oft unflexibel, kompliziert und je nach Arbeitssituation schwer zu organisieren. Ein Mittagstisch und nachmittags eine Aufgabenstunde sollten unbürokratisch und freiwillig bestehen, damit Familien, welche die Kinder zu Hause betreuen können und wollen, in ihrer Entscheidungsfreiheit nicht eingeschränkt sind.

Das ist eine lohnenswerte und notwendige Investition, die Chancengleichheit in Zukunft sicherzustellen.